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Bei der Pflege von Eunectes Murinus muß man sich im Klaren darüber sein, daß es sich bei den wenigen erhältlichen Tieren fast ausschließlich um Wildfänge handelt, die oft über verschlungene Wege nach Deutschland gelangen. Die Ausfuhrbestimmungen der Südamerikanischen Länder sind streng, zudem wird immer erst der lukrativere Nordamerikanische Markt abgedeckt, und nur wenige Tiere gelangen nach Europa. Diese sind dann oft mit einer Menge Parasiten belastet. Erschwerend kommt hinzu, daß die Tiere einen sehr langen Weg hinter sich haben, wo sie über weite Strecken nicht gerade sorgsam behandelt wurden. Für eine Schlangenart, die gerade im juvenilen Alter extrem Stressanfällig ist, keine guten Überlebenschancen.
F2-Nachzuchten von Mario Jachmann 
Eine entsprechend geeignete Unterbringung, wo die grüne Anakonda dann schnell zur Ruhe kommen kann, in Verbindung mit sehr hygienischen Umständen und idealen Klimatischen Werten ist unabdingbar.
Die ersten Monate entscheiden über Erfolg oder Misserfolg bzw. Verlust des Jungtieres. Gute Erfahrungen habe ich mit einfachen Plastikboxen mit den Maßen 60x40x30cm mit Deckel aus dem Baumarkt gemacht. Dabei muß darauf geachtet werden, daß die Box keinesfalls transparent ist, da Schlangen ihre Umgebung auch mit den Augen wahrnehmen können und über ein verhältnismäßig gutes Sehen verfügen. Ein Glasterrarium, daß zu allen Seiten Einblick ermöglicht, ist absolut ungeeignet, da dieses für die Tiere keine räumliche Abgrenzung bietet, die sie wahrnehmen können.
Allenfalls der Deckel darf transparent gewählt werden, daß etwas Licht einfällt, und ein Tag-Nacht-Rythmus entsteht. Läßt sich keine dunkle Plastikbox finden, müssen die Aussenseiten verkleidet werden.
In diese Box werden dann ein paar wenige Luftlöcher gebohrt, auf der einen Seite unten, auf der Gegenüberliegenden oben. Die Gesamtfläche der Luftlöcher sollte ein
2 Euro-Stück nicht übersteigen. Durch die Steigung erhält man auch eine schöne Zirkulation, da kühlere Luft in Bodennähe einströmt, sich erwärmt, und oben austreten kann.
Als Bodengrund sollte nur Zeitungspapier verwendet werden. Dieses lässt sich schnell und hygienisch auswechseln. Zudem lassen sich durch zerknüllen ein paar einfache Verstecke basteln, die auch die einzigsten Einrichtungsgegenstände darstellen sollten. Zur Eingewöhnung kann auf Klettermöglichkeiten verzichtet werden.
Ich habe diese Quarantänebox nun zur Hälfte auf eine Heizmatte gestellt, so, daß auch das Wasserbecken teilweise mit beheizt wurde. Die nötige Luftfeuchte hat sich somit von alleine eingestellt. Man muß allerdings aufpassen, daß die Wassertemperatur nicht über der Lufttemperatur liegt, da Anakondas gerne Atemwegserkrankungen bekommen.
Die Anakonda wird nach Ankunft in die Vorbereitete Box gelassen, und wird fortan, auch wenn es schwer fällt, nur zu Reinigungsarbeiten aus der Box geholt, bei denen man die kompletten Zeitungen auswechselt, und das Wasser wechselt. Selbst die Fütterungen passieren ausnahmslos in dieser Box.
Die Junge Schlange wird sich so sehr schnell entspannen, und auch schnell ans Futter gehen, was besonders wichtig ist, damit sie schnell wieder zu Kräften kommt. Ganz besonders gerne werden Eintagsküken angenommen. Hat man die ersten Kotproben, gilt es unbedingt eine Untersuchung beim Tierarzt machen zu lassen wegen der ganzen Parasiten. Meist ist eine Entwurmungskur notwendig.
ACHTUNG: Eine Schlange kann Monate oder gar Jahre mit Wurmbefall leben. Also nach Erwerb nicht gleich unnötig stressen wegen der Parasiten. Bläschen an den Nasenöffnungen, bzw Schleim im Maul deuten auf Atemwegserkrankungen hin, die schnellstens behandelt werden müssen. Meist ist Stress der Auslöser, den man umgehen kann, wenn man von Anfang an perfekte Bedingungen schafft.
Ist die Eingewöhnungsphase erfolgreich gewesen, kann man sich Gedanken machen über das zukünftige Zuhause. Anakondas sind extrem anspruchsvoll, und bei keiner Schlange habe ich so viele unterschiedliche Charaktere erlebt wie bei den Smaragdladys. Um diese herauszufinden, ist es durchaus sinnvoll, die Jungtiere mehrere Monate in einer Aufzuchtbox zu belassen. So lassen sich auch Charakterzüge besser erkennen.
Abgesehen davon, daß Murinus deren viele besitzen, und ihre Launen selbst erfahrene Pfleger immer wieder in die Ekstase treiben, haben sich bei mir 2 ganz deutlich herauskristallisiert.
--------Die einen fühlen sich in einem ganzen Raum wohl
--------Die anderen bevorzugen enge und eigentlich viel zu kleine Behältnisse
Das Behältnis ist demnach den Bedürfnissen des Tieres anzupassen. Es ist wenig sinnvoll, eine Anakonda, die kleine versteckreiche Terrarien benötigt, in einen großen offenen Glaskasten zu stecken, damit man sie auch jederzeit bewundern kann. Diese Tiere leiden unter extremen Stress, gehen schlecht bis gar nicht ans Futter, und sind meist sehr aggressiv. Auch ein falsches Händeln, indem man die Schlange direkt hinter dem Kopf fixiert, ist extrem Stressfördernd. In so einem Fall ist es wichtig, herauszufinden, was dem Tier nicht passt, und entsprechend zu experimentieren. Manchmal brauchen Tiere auch einfach nur etwas länger, bis sie sich in ihrer Umgebung wohl fühlen, und man versucht so das Tier langsam aber sicher an das eigentlich gute und ausreichend Große Zuhause zu gewöhnen. Erzwingen ist allerdings der komplett falsche Weg. Wenn sich eine Anakonda wohl und sicher fühlt, ist sie eine absolut liebe und relaxte Schlange. Beissattacken sind dann die ganz große Ausnahme, und sind vorrangig auf Fehler des Pflegers zurückzuführen.
Ich habe bisher 7 Anakondas erfolgreich eingewöhnt, 4 Importe und 3 aus zeitweise katastrophaler Haltung. Alle Tiere haben sich prächtig entwickelt, und zeigen keinerlei Mangelerscheinungen oder dergleichen.
Wie jemand bei der Eingewöhnung vorgeht, bleibt jedem selbst überlassen. Ich habe mit dieser Methode noch nie ein Tier verloren, und auch vom Tierarzt Aufgegebene, weil mit multiresistenten Bakterien besiedelten Tiere noch retten können, die ebenso wie die anderen prächtig gedeihen.
Man muß sich jedoch im Klaren darüber sein, daß ein zu groß gewähltes Terrarium gerade bei Wildfängen selten sinnvoll ist, und gerade bei stressempfindlichen Tieren wie Eunectes Murinus mitunter tödliche Folgen haben kann.
Jungtiere von Eunectes murinus
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