Anakondas sind Tiere der Superlative, und zudem ihrem Lebensraum hervorragend angepasst. Der Geschlechtsdimorphismus, sprich der Größenunterschied zwischen den Geschlechtern, ist der Größte im gesamten Tierreich, werden die Weibchen im Schnitt bis zu 2,5mal so groß wie die Männchen.
Anakondas sind eher kurzsichtig, in den trüben Gewässern des südamerikanischen Kontinents kein allzu bedeutender Nachteil, da die Beute vorzugsweise erzüngelt wird. Die mit der Zunge aufgenommenen Duftmoleküle werden zum Jacobsonschen Organ transportiert, wo sie "ausgewertet" werden. Die seit Jahrmillionen unveränderte Methode zum Erkennen von Beute ist insofern ausgesprochen erfolgreich.
Um ihre Beute besser verschlingen zu können, sind die langen Zähne nach hinten gerichtet. Die beiden Kiefernhälften sind mit dehnbaren Bändern verbunden, was ihnen ermöglicht, selbst große Beutetiere scheinbar mühelos zu verschlingen. Hinzu kommt, daß der Unterkieferknochen geteilt ist. Diverse Muskeln erlauben es der Schlange, die Beute im Maul so hinzudrehen, daß sie für den Verschlingakt optimal positioniert ist.
Bei den Schlangen sind die beiden Lungenflügel unterschiedlich groß, wobei der Unterschied bei der Anakonda im Gegensatz zu den landlebenden Arten nicht so gravierend ist. Dies bedeutet für die Anakonda ein deutlich größeren Lungenvolumen, daß ihr ermöglicht, weit über eine halbe Stunde selbst bei großer Anstrengung unterzutauchen. Während der Ruhephasen unter Wasser kann sie zudem die Herzfrequenz heruntersetzen, um somit Energie sowie Sauerstoff zu sparen. Jungtiere "schlafen" gerne mal auf dem Gewässergrund.
Verbunden mit ihrer scheinbar grenzenlosen Kraft, die größte unter allen Schlangenarten, ist es nicht weiter verwunderlich, daß sie an der Spitze der Nahrungskette steht. Raubkatzen, Krokodile von über 2m Länge, sogar Kälber wurden schon von der Anakonda erbeutet und verschlungen. Anakondas können den Vorteil ihrer wassergebundenen Lebensweise ganz hervorragend umsetzen, und es ist ein Besonderes, dieses immer wieder zu beobachten. Im Wasser wirken die sonst so gewaltigen Tiere geradezu anmutig.
Hin und wieder werden Fälle veröffentlicht, wo Menschen den Anakondas zum Opfer gefallen sind. Anatomisch gesehen, könnte es durchaus sein, daß kleinere Menschen erbeutet und verschlungen werden könnten, doch lassen viele dieser Berichte Zweifel aufkommen. Meist handelt es sich bei diesen Berichten um den asiatischen Netzpython, oder sie sind schlicht erfunden. Der Mensch gehört nun mal nicht zum Beuteschema einer Großen Anakonda. Viel eher wird sie versuchen, bei einer Begegnung mit diesem zu fliehen.
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